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Volksschauspiele Nußloch: Der Regisseur motiviert wie ein Fußballtrainer

Aktualisiert: 29. Nov. 2022

Die Interessensgemeinschaft Volksschauspiele probt bereits seit April den "Besuch der alten Dame" - Die RNZ hat vorbeigeschaut




Ein Mann mit klaren Vorstellungen: Immer wieder greift Regisseur Peter Nassauer (Mitte) während der Probe ein und korrigiert. Foto: Fink


Von Roland Fink

Nußloch. "Das muss aussehen wie das Dach einer alten Scheune, zerbrochene Ziegel und so …." Gerhard Niessner schaut zwar noch etwas skeptisch, notiert sich aber das, was Regisseur Peter Nassauer wünscht. Niessner muss das Gemeinte schließlich handwerklich irgendwie umsetzen. Es ist ein lauer Abend im Nußlocher Steinbruchsgelände, die kleinen Mücken genießen das Wetter genauso wie die Akteure der Interessengemeinschaft Volksschauspiele. Regisseur und Schauspieler gehen über die teilweise noch mit weißen Planen abgedeckte Kulissenlandschaft und beraten sich über die Auftritte. Es ist Probezeit auf dem Spielgelände. Seit Ende April wird das Stück am Ort des späteren Geschehens geformt. Denn angekündigt ist "Der Besuch der alten Dame", ein Dürrenmatt-Klassiker, der in diesem Jahr bei den Nußlocher Freilichtspielen aufgeführt wird.

Ein Teil der Kulissen ist neu gestaltet, es gibt jetzt sogar ein Hotel mit einem Balkon. Da werden ab dem 3. Juli quirlige und fetzige Dialoge von der Brüstung in die Stadtmitte des Ortes Güllen zu hören sein. Muss das Heidelberger Schloss weichen oder kann die Kulisse aus früheren Stücken ganz oben auf dem "Festspielhügel" verbleiben? Auch das ist eine Frage, die bis zur Generalprobe zu klären ist.

Nassauer klatscht in die Hände, drei Scheinwerferpaare auf dürren Holzstangen beleuchten das Geschehen notdürftig. Auch das wird sich natürlich ändern, wenn die professionellen Beleuchter das Stück ausleuchten, dann in die Totale gehen oder das Gesicht eines der Amateurschauspieler in Szene setzen.

"Auf Leute, dritter Akt, fünfte Szene." Bürgerinnen und Bürger der Kleinstadt Güllen versammeln sich auf der Bühne und suchen ihre Positionen. Der Regisseur richtet noch ein paar Worte an die Spieler, ähnlich wie ein Fußballtrainer muss er die Motivation immer wieder neu vermitteln: "Die Proben mit euch, dem Volk, haben mich in der letzten Woche positiv überrascht, also herzlichen Dank für euren Einsatz, macht bitte so weiter, dann wird’s recht."

Im Wirtshaus gegenüber, im "Goldenen Apostel", nehmen die Stammtischler ihre gewohnten Plätze ein. "Wer hat die Bank weggeräumt?" Ein notwendiges Utensil ist nicht an Ort und Stelle, der Requisitenmeister reagiert umgehend und holt die Sitzbank. Nassauer ist zufrieden: "Gut - dann Bürgermeister, Pfarrer und Lehrer hierher auf die Markierung." Klar, die Honoratioren der Stadt haben einiges miteinander zu besprechen. Schließlich will der plötzliche Geldsegen von einer Milliarde Euro weise genutzt sein.

Die Souffleusen nehmen das Textbuch, suchen die passende Stelle und … "Kerstin, zu früh, zähle bis auf zehn, dann erst." Peter Nassauer korrigiert erneut. Doch dann hört man die Worte der Radioreporterin, die live über das Geschehen in Güllen berichtet. "Der Bürgermeister ergreift wieder das Wort, nun die Stimme des Mannes, auf dessen Vorschlag hin die Zachanassian-Stiftung gegründet wurde, die Stimme Alfred III., des Jugendfreundes der Wohltäterin." Die Szenen gehen ineinander, es wird tatsächlich griffig, ergibt zusammenhängenden Sinn. Aber nicht lange.

"Musik aus, Blackout, Ton ab und lauter": Irgendetwas hat Nassauer nicht gefallen. Er greift zu seinem Mikrofon und stoppt die Akteure, ehe dieser Akt zu einem Selbstläufer wird. Einen Teil des Volkes ermahnt er, doch bitte erst dann zügig nach vorne zu schreiten, wenn das Licht langsam aufstrahlt.

Inzwischen verblasst die Sonne hinter dem Hügel des Steinbruchs. Die Spieler im Ensemble ziehen ihre Jacken über. Und die Figuren auf der Bühne nehmen im Lichtkegel der Scheinwerfer Gestalt an - genauso wie das Stück selbst.

Fi Info: Zu sehen ist das Schauspiel "Der Besuch der alten Dame" nach der Premiere am Freitag, 3. Juli, auch am 4., 10., 11., 17., 18., 24. und 25. Juli jeweils um 20 Uhr. Restkarten gibt es im Internet auf der Ticket Bestellseite.

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