2003
Wilhelm Tell
Die Geschichte des legendären Schweizer Freiheitskämpfers
Noch im Jahre 1820, 15 Jahre nach Schillers Tod, hat Goethe mit großer Bewunderung erzählt, wie Schiller bei der Bearbeitung seines Dramas zu Werke ging: „Er fing damit an, alle Wände seines Zimmers mit so viel Spezialkarten der Schweiz zu bekleben, als er auftreiben konnte. Nun las er Schweizer Reisebeschreibungen, bis er mit Wegen und Stegen des Schauplatzes des Schweizer Aufstands auf das Genaueste bekannt war. Nachdem er alles Material zusammen gebracht hatte, setzte er sich über die Arbeit, und buchstäblich genommen stand er nicht eher vom Platze auf, bis der Tell fertig war. Überfiel ihn die Müdigkeit, so legte er den Kopf auf den Arm und schlief. Sobald er wieder erwachte, ließ er sich starken schwarzen Kaffee bringen, um sich munter zu halten. So wurde der Tell in 6 Wochen fertig; er ist aber auch aus einem Guss!“
In der Tat ist folgender Zeitablauf registriert:
Am 13. Januar 1804 wird der 1. Akt abgeschlossen. Goethe ist hochbegeistert, seine Zustimmung scheint Schiller zu beflügeln, das Arbeitstempo nimmt zu.
Am 18. Januar liegt der 2. Akt mit der zentralen Rütli-Szene vor, am 23. Januar werden die beiden Akte zu Iffland nach Berlin geschickt.
Am 5. Februar werden die Reinschrift des dritten und Teile des vierten Aufzugs an Iffland übergeben.
Am 18. Februar konnte Schiller in seinem Kalender eintragen: „Den Tell geendigt!“
Am 1. März treffen sich die Schauspieler im Hause Goethes zur ersten gemeinsamen Lektüre des Dramas. Die Stellproben beginnen bereits 8 Tage später.
Am 17. März, nach ungewöhnlich kurzer Vorbereitungszeit, geht die Premiere des „Tell“ über die Bühne. Die Uraufführung bringt Schiller den größten Erfolg, den er je mit einem Drama in Weimar erreicht hat. Weimar hatte sich den Ruhm der Erstaufführung nicht nehmen lassen. Schon um 15 Uhr drängten sich die Menschen auf dem Theaterplatz, um Eintritt zu erhalten. Lautlos folgt die Menge den Worten des Dichters, um bald, gefangen von dem herrlichen Werk, immer und immer wieder in lauten Beifall auszubrechen, der am Ende zu jubelnder Begeisterung wurde. Hatten schon die früheren Dramen Schillers die Besucher mit fortgerissen, so übertraf die Wirkung des „Tell“ die der vorausgegangenen Schiller-Dramen (u. a. Wallenstein) noch um ein Bedeutendes. Innerhalb weniger Monate wird das Stück in Berlin, Mannheim, Breslau, Hamburg, Bremen, Magdeburg und Braunschweig gezeigt.